Besuch der Synagogen in Memmelsdorf und Gleusdorf

Im Rahmen unseres P-Seminars unter der Leitung von Herrn Plätzer unternahmen wir am Vormittag des 30.04.2025 eine Exkursion nach Memmelsdorf/Ufr. Ziel war es, mehr über das jüdische Leben in der Region sowie über die Geschichte der dortigen Synagoge zu erfahren.

Nach einer knappen Stunde Busfahrt erreichten wir zunächst die ehemalige Synagoge in Memmelsdorf, wo wir von Iris Wild, der Vorsitzenden des Vereins „Dokumentationsort jüdische Geschichte und Kultur Memmelsdorf e.V.“, herzlich empfangen wurden.

Zu Beginn unseres Besuchs stellte uns Frau Wild die Arbeit und Ziele ihres Vereins vor. Dabei wurde deutlich, mit wie viel Engagement sich die Mitglieder für den Erhalt und die Vermittlung der jüdischen Geschichte in Memmelsdorf einsetzen. Uns wurde die Entstehungsgeschichte des Vereins nähergebracht, ebenso wie die Herausforderungen, die mit der Pflege eines historischen Erinnerungsortes verbunden sind.

Im Anschluss daran begannen wir mit einem interaktiven Teil, der uns in verschiedenen Stationen Wissen über die jüdische Gemeinde in Memmelsdorf vermittelte. Besonders eindrucksvoll war die Arbeit mit einem großen Zeitstrahl: Wir ordneten bedeutende historische Ereignisse ein und erhielten dadurch ein besseres Verständnis für die Entwicklungen jüdischen Lebens in der Region – von den ersten Erwähnungen jüdischer Bewohner bis hin zur Zerstörung der Gemeinde durch die Nationalsozialisten. Neben den historischen Daten beschäftigten wir uns auch mit konkreten Einzelschicksalen. Anhand persönlicher Geschichten wurde deutlich, wie stark politische Veränderungen das Leben jüdischer Familien vor Ort beeinflusst haben.

Ein weiterer Schwerpunkt lag auf dem Thema Speisevorschriften in der Thora. In kleinen Gruppen diskutierten wir verschiedene Lebensmittel und deren Bedeutung im religiösen Kontext. Dies eröffnete uns neue Perspektiven auf die jüdische Lebensweise und verdeutlichte die Rolle religiöser Regeln im Alltag.

Zum Abschluss unseres Aufenthalts widmeten wir uns intensiv der Synagoge selbst. Durch ein erkundendes Gruppenspiel erschlossen wir uns die Funktionen einzelner Bauteile, wie etwa der Bima (dem Lesepult), dem Thoraschrein (Aron Ha-Kodesch) oder der Frauenempore. Dabei wurde nicht nur die architektonische Gestaltung thematisiert, sondern auch die religiöse Symbolik und die Nutzung der einzelnen Bereiche im jüdischen Gottesdienst.

Besonders interessant war das Sanierungskonzept des Gebäudes. Im Innenraum wurden keine Rekonstruktionen vorgenommen. Vielmehr sind die Zerstörungen durch die Nationalsozialisten, aber auch die Spuren der späteren Nutzungen nach wie vor sichtbar, sodass die ganze Geschichte des Gebäudes an Boden, Decke und Wänden ablesbar ist.

Zum Abschluss unserer Exkursion machten wir noch einen kurzen Abstecher zur ehemaligen Synagoge Gleusdorf, weiteren kleinen Landsynagoge ganz in der Nähe, die uns einen zusätzlichen Einblick in das religiöse Leben früherer jüdischer Gemeinden auf dem Land bot. Das Gebäude ist deutlich kleiner und weniger aufwendig gebaut als das in Memmelsdorf, was für jeden sichtbar die Unterschiede in der Finanzkraft der beiden früheren jüdischen Gemeinden widerspiegelt.

Der Besuch in Memmelsdorf und Gleusdorf war für unser Seminar eine wertvolle Erfahrung. Er vermittelte uns nicht nur grundlegende Kenntnisse über das Judentum, sondern schärfte auch unser Bewusstsein für die Bedeutung von Erinnerungskultur. Die Kombination aus historischem Lernen, persönlichen Geschichten und aktiver Auseinandersetzung mit dem Ort machte diesen Tag zu einem wichtigen Bestandteil unseres Projekts. Vom 10. bis zum 20. Juni werden wir nämlich eine archäologische Grabung in „unserer“ Synagoge in Mühlhausen/Mfr. durchführen und im Boden nach den Überresten der früheren Bima suchen.

Ein besonderer Dank gilt dem Verein „Dokumentationsort jüdische Geschichte und Kultur Memmelsdorf e.V.“ sowie Herrn Christian Plätzer für die Organisation und Begleitung.

Sarah Lebok

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