2017 2018 Projektwandertag - Venezianische Spaziergänge in München
Der erste Jahrgang der Mittelstufe Plus ist 2017 im Dehnungsjahr angekommen, und so stellte sich die Frage, welches Ziel die Schüler dieser im Gesamtgefüge neuen Jahrgangsstufe am Projektwandertag unseres Gymnasiums ansteuern sollten. In einer Kooperation der Fächer Chemie, Physik und Italienisch wurde daher nach einem neuen Exkursionsziel Ausschau gehalten, zumal mit der Wiedereinführung der neunjährigen Schullaufbahn auch in den nächsten Jahren eine Idee für die wieder hinzukommende Jahrgangsstufe geboren werden musste.
Die Wahl fiel auf die Landeshauptstadt München, wo die Gruppe der jungen Naturwissenschaftler das Deutsche Museum besuchte, während die Schüler des sprachlichen Zweiges bei einem Spaziergang italienische Spuren im Stadtbild zu entdecken versuchten.
München gilt als Tor nach Italien, und während einer eineinhalbstündigen Führung wurden die Schüler fachkundig durch die waschechte Venezianerin Daniela Crescenzio in italienischer Sprache auf so manches Detail aufmerksam gemacht, das der unkundige Besucher nicht unbedingt von vornherein mit Italien in Verbindung bringen würde. Da die Schüler jedes Jahr im Rahmen des Austauschs Venedig besuchen, scheint der Städtevergleich als Vorbereitung für den Besuch im „Original“ auch sinnvoll. Venedig und Norditalien hatten und haben in der Gestaltung des urbanen Lebensraums, beim Aufbau der ersten europaweiten Handelsbeziehungen und bezüglich der Lebensart eine Vorreiterrolle inne. Und erstaunlich war zu erfahren, inwiefern landläufig als urbayrisch geltende Besonderheiten wie das Münchner Glockenspiel oder die Lüftelmalerei ihren Weg eigentlich aus Italien über die Alpen gefunden haben. Es wurde auch die Frage erörtert, ob Donald Trump bewusst ist, dass der Regierungssitz in Washington kleine architektonische Brüder und Schwestern auf der ganzen Welt hat, die allesamt auf einen einzigen italienischen, keineswegs amerikanischen Architekten zurückgehen. München bot hier viele Einsichten, auch dass es lange Zeit als chic galt, sich einen italienischen Namen zuzulegen—und so wurde aus manch einer „Rosel“ eine „Rosa Bavarese“. Es bleibt die Neugierde auf Erkenntnisse in den nächsten Jahren...
Susanne Bentivoglio
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Geschrieben von Susanne Bentivoglio
2015 Boys' Day - Kooperation mit der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Seit mehreren Jahren werden im Rahmen Boys‘ Day bundesweit Veranstaltungen angeboten, in denen Jungs aller Altersstufen Berufe vorgestellt werden, die normalerweise gerne von Mädchen ergriffen werden. Fremdsprachenunterricht gilt als einer der Bereiche, die hauptsächlich für Mädchen interessant scheinen. Einige unserer Lehrkräfte, die bereits Fremdsprachen unterrichten (Herr Krapf, Herr Ackermann und Frau Bentivoglio) sowie der angehende Italienischkollege Herr Wieland Weidmann hatten am 23. April 2015 daher Gelegenheit, neuere Entwicklungen an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg im Bereich der Fremdsprachendidaktik vorzustellen.
„Der daddelt schon wieder stundenlang am Computer rum! Wann macht der bloß seine Hausaufgaben? Ich weiß gar nicht, ob und was der lernt….. “
Insbesondere Jungs –aber auch Mädchen (!)- verbringen nach Meinung der Erziehungsberechtigten viel zu viel Zeit mit ihren elektronischen Endgeräten. Sie sind attraktiv für Jugendliche, aber Eltern wünschen sich meist nicht, dass ihre Kinder noch mehr Zeit vor dem Rechner verbringen. Gleichzeitig beinhaltet der berufliche Alltag für die meisten Erwachsenen aber die Arbeit am Computer. Hier liegt die Aufgabe der Schule—der Computer ist ein Arbeitsgerät, das müssen junge Menschen begreifen lernen. Und dieses Arbeitsgerät muss auch von den Schülern früher oder später als solches beherrscht werden. Da der Rechner per se attraktiv scheint, bietet sich darüber hinaus die Chance, dass das oft tröge Lernen vielleicht auch leichter fällt, wenn das Lieblingsgerät verwendet werden darf und aus der zeitfressenden, die Eltern beunruhigenden Spieleecke in die Lernecke geholt wird. Ein Spagat und eine pädagogisch-didaktische Herausforderung.
„Am Rechner lernen? Dazu geht er doch in die Schule!“
Die klassische Vorstellung von (Fremdsprachen-)unterricht beinhaltet gemeinhin die Vorstellung, dass der Stoff in der Schule erklärt und zuhause, meist mit dem workbook, geübt wird. Ansätze wie der des flipped classroom gehen hier neue Wege. Mit Hilfe von Lernvideos können sich die Schüler den Lernstoff zuhause vorab ansehen und im Unterricht bleibt mehr Zeit für Fragen und Übungen. Nach dem Unterricht bieten Lernvideos Chancen: Ist die letzte Stunde schon länger her oder steht zur Schulaufgabe Stoff an, der fast schon wieder vergessen ist, kann das Lernvideo hilfreich sein. Und auch für die Eltern gibt es hier Vorteile: Die eigene Schulzeit ist lange her, und will man dem Sprössling bei den Hausaufgaben helfen, kann eine kurze Auffrischung des eigenen Erinnerungsvermögens nicht schaden. Zudem kann man nachvollziehen, was der Lehrer eigentlich wie erklärt hat. Kontrollfragen an die Schüler können ergänzend hinzugefügt werden, der Schüler kann sich die beste Zeit zum Lernen einteilen und auch unterwegs, etwa im Auto, anstelle eines Spiels nochmal die Grammatik wiederholen, anstelle eines Quizduells gibt es eben ein Lernduell.
„Da fehlt doch der persönliche Bezug zum Lehrer!“
Korrekt- Man kann den Lehrer, der seine Schüler gut kennen sollte, nicht durch ein Lernvideo ersetzen! Und genau hier stellten die Kollegen des Gymnasiums Höchstadt am Boys‘ Day ihr Konzept vor: Diese Lernvideos kann man auch selber erstellen und auf die Bedürfnisse der eigenen Klasse abstimmen. Nur der Lehrer weiß am besten, was bereits bekannt ist, welche Sachverhalte knifflig sind usw.
Wie das aussehen könnte, war Thema des Boys‘ Days. So führte Herr Krapf im Bereich Englisch in seine selbst erstellten Grammatikvideos ein, während Frau Bentivoglio italienische Geschichte mit Entscheidungs- und Kontrollfragen über eine selbst erstellte Präsentation mit Lernapps für die Schüler vorstellte. Und tatsächlich war die häufigste Frage der Schüler, wie man das wohl gemacht habe und was man sich dabei gedacht habe—und schon erklärt man trotz des spielerischen Ansatzes kein Spiel, sondern Inhalte. Eben das, was von einem guten Gymnasiallehrer erwartet wird.
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Geschrieben von Susanne Bentivoglio
Europa hautnah
Europa—schon für viele Erwachsene ist dies ein eher theoretisches Thema, und für Schüler ohnehin ein weiteres, für die eigene Erlebniswelt eher unbekanntes Feld des Lehrplans.
Für die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Höchstadt a.d. Aisch sollte sich dies am 20. Oktober 2010 ändern.
Eine Einladung des mittelfränkischen Abgeordneten des Europaparlaments, Martin Kastler, ermöglichte es dem Leistungskurs Englisch sowie den P-Seminaren „Sprachwerkstatt“ der Jahrgangsstufen 11 und 12, Europa hautnah zu erleben. Ganz nebenbei wurde dabei auch deutlich, dass G8 und G9 nicht immer nur Unterschiedliches erleben, sondern inhaltlich immer noch am gleichen Strang ziehen. Sowohl die Teilnehmer P-Seminare „Sprachwerkstatt“, die sich etwa mit der Erstellung eines Flyers für die Stadt Höchstadt oder anderen die Region betreffenden Materialien in den Fremdsprachen Englisch und Italienisch beschäftigen, als auch die Kollegiaten des Leistungskurses, die sich um die Perfektionierung der Beherrschung der englischen Sprache bemühen, konnten sich bei einer extra für die Gruppen organisierten Führung zum Beruf des Simultandolmetschers ein Bild von der Bedeutung von Fremdsprachen machen. So durften die Schüler in Kleingruppen die Kabinen besuchen, in denen die „Flüsterer“ die meist zeitlich über eine Minute kaum hinausgehenden Redebeiträge der Parlamentarier in 27 Sprachen übersetzen. Selten wurde den Schülern so deutlich, wie viele Sprachen es noch zu lernen gilt und wie notwendig die sichere Beherrschung nicht nur einer, sondern möglichst mehrerer moderner Fremdsprachen für jeden Europäer ist. Besonders die Notwendigkeit der exakten Wiedergabe von Strukturen und Inhalten, die vielen Schülern im Unterricht zum Leidwesen ihrer Lehrer oft eher vernachlässigbar scheint, wurde so manchem deutlicher als zu anderen Gelegenheiten. Dies vermag oft keine noch so gute Unterrichtsstunde zu vermitteln. Im Anschluss wurden die Schüler auch über die Arbeit der Abgeordneten des Europaparlaments durch Herrn Kastler informiert, und den Schülerinnen und Schülern war daran gelegen, Antworten auf im Unterricht behandelte, vielleicht noch offene Fragen zu finden: Stimmt der Europaabgeordnete im Sinne seines Landes oder für die im Parlament übergeordnete Fraktion? Ersetzt das Europaparlament tatsächlich bereits Beschlüsse der nationalen Gremien? Ist die Angabe „121 g“ auf der Schokoladenpackung für den Verbraucher nicht eher verwirrend? Herr Kastler stellte sich diesen Fragen mit erfrischender Offenheit und zeigte viel pragmatisches Verständnis für die Nöte der Bürger und die Erlebniswelt der Schüler bei alltagsnahen Fragen wie etwa in welchen Sprachen der Verbraucher Informationen auf Verpackungen vorfinden sollte. Bei der für diesen Tag anberaumten Abstimmung des Parlaments zum Thema Mutterschutz konnten die Schüler dann sowohl Herrn Kastler als auch die Dolmetscher bei der Ausübung ihrer Tätigkeiten beobachten. Das babylonisch anmutende Stimmengewirr und die schier unendliche Liste an europaweit zu vereinheitlichenden Entscheidungen zu dieser Thematik ließen die Bandbreite und Bedeutung der Europäischen Union lebensnah werden. Mittelfranken, Bayern, Europa — ein Spannungsfeld, das an diesem Tag nicht spannender hätte sein können.